Passend zum Start in die Feriensaison hat die Stiftung Warentest wieder einmal Sonnencremes getestet. Das Ergebnis: die meisten der getesteten Produkte bieten einen zuverlässigen Schutz vor UVA- und UVB-Strahlen – auch die günstigen.
Dass man sich am Strand, See, Freibad oder Sommerurlaub regelmäßig mit einem Sonnenschutzmittel eincremt, ist normal. Doch wie ratsam ist es, Sonnencreme in die tägliche Beauty-Routine und Hautpflege zu integrieren? Das haben wir Professor Dr. Jean Krutmann, Dermatologe am Leibniz-Institut für umweltmedizinische Forschung in Düsseldorf gefragt.
Bevor wir dir aber die Tipps vom Experten weitergeben, haben wir noch eine Frage an dich:
Sonnenschutz für die Haut ist nicht gleich Sonnencreme
Bei der Frage, wie sinnvoll ein täglicher Sonnenschutz für die Haut ist, müsse man differenzieren, so Krutmann. Vor allem das Gesicht sollte vor Sonnenstrahlen das ganze Jahr über geschützt werden – insbesondere, wenn man einer vorzeitigen Hautalterung vorbeugen möchte. Dabei musst du dich aber nicht mit einem Jahresvorrat deiner normalen Sonnencreme eindecken, die du auch am Strand benutzt.
Bei Sonnenschutzmitteln empfiehlt der Dermatologe einen Lichtschutzfaktor ab 50 plus. Bei Produkten zur Gesichtspflege wiederum würde in der Regel ein Lichtschutzfaktor zwischen 20 und 30 ausreichen. Im Englischen spreche man von daily photo protection, sagt der Experte: „Damit ist aber nicht gemeint, dass man jeden Tag ein Sonnenschutzmittel verwendet. Darunter fallen dann auch die Tagespflegeprodukte, die Lichtschutz- und UV-Filter enthalten – und die für das Gesicht zu verwenden, ergibt eine Menge Sinn, um vorzeitiger Hautalterung vorzubeugen.“
Das solltest du wissen
Ein Dermatologe klärt auf
In manchen Regionen der Welt ist diese Praxis bereits weitverbreitet. „Wenn Sie wissen wollen, was das wirkliche Alter einer Japanerin oder Chinesin zum Beispiel ist, dann schauen Sie sich die Nackenregion oder den Handrücken an. Das Gesicht der meisten Asiatinnen ist durch die vielen kosmetischen Pflegeprodukte so gut geschützt, dass sie deutlich jünger aussehen“, sagt Krutmann. Wer sein Gesicht regelmäßig mit entsprechenden Tagescremes pflege, dessen Haut sehe bestimmt zehn Jahre jünger aus.
Der benötigte Lichtschutzfaktor ist individuell
„Wenn Sie ein heller Hauttyp sind, müssen Sie sich zum Beispiel nicht gegen sichtbares Licht schützen, das zum Beispiel Pigmentflecken auslösen kann“, erklärt der Dermatologe und Umweltmediziner. Als Faustregel gelte: Je dunkler der Hauttyp ist, desto besser müsse man sich auch gegen langwelligeres Licht schützen wie Infrarot-A oder UVA-1.
„Aber diese Unterschiede greifen eher bei klassischen Sonnenschutzmitteln, weniger bei Gesichtscremes“, fügt Krutmann hinzu. Dafür würden die meisten Tagescremes mehr Antioxidantien als aktive Inhaltsstoffe enthalten, wie etwa Vitamin-C und verschiedene Pflanzenextrakte – „und die erfüllen diese Aufgabe auch ganz gut“, findet der Experte.
Die Bräune, die gesund ist und die Haut nicht schädigt, gibt es einfach nicht.
Nicht nur die Einflüsse von UVA- und UVB-Strahlen können die Melaninbildung anregen. Auch oxidativer Stress für die Haut reiche alleine aus, um eine Pigmentierung anzuschieben. Das könne etwa durch Feinstaub in der Luft passieren.
Lichtschutzfilter: Besser einen chemischen oder physikalischen?
Am besten sei es, auf eine Kombination aus beidem zu setzen, so Krutmann. Chemische Lichtschutzfilter dringen in die Haut ein. Die Wirkstoffe nehmen dort die Sonnenstrahlung auf und wandeln sie in Wärme um. So sollen Hautschäden verhindert werden. Einige dieser chemischen UV-Filter werden stehen immer wieder in der Kritik, weil sie im Verdacht stehen, im Körper wie Hormone zu wirken. Andere gelten als umweltschädlich.
Die Alternative sind physikalische Lichtschutzfilter wie Titandioxid oder Zinkoxid. Sie schützen die Haut, indem sie UV-Strahlung gleichzeitig in Wärme umwandeln, reflektieren und streuen. Allerdings: Auch der Stoff Titandioxid steht in der Kritik und im Verdacht, Krebs-erregend zu sein.
„Egal welche Substanz es ist, die die Umwelt potenziell schädigen könnte: Sofern ich diese reduzieren kann, tue ich das auch am besten“, meint Krutmann. Das habe noch einen weiteren Vorteil: Die chemischen Filter decken einen anderen Spektralbereich ab, den die physikalischen nicht abdecken würden. „Auf der anderen Seite sollten Kinder und Menschen mit empfindlicher Haut eher auf physikalische Lichtschutzfilter setzen“, rät der Dermatologe. Mittlerweile sei die Industrie auch so weit, Texturen anzubieten, dass diese Produkte nicht mehr weißen.
Sonnenschutz im Gesicht: Wie oft muss man nachcremen?
Wer im Büro arbeitet, kann sich getrost morgens eincremen und ist Experten zufolge für den Tag gewappnet. „Wenn Sie allerdings wissen, dass Sie sich viel draußen aufhalten werden, wandern, Sport treiben oder im Urlaub sind, sollten Sie auch für das Gesicht zu einem richtigen Sonnenschutzprodukt greifen und regelmäßig nachcremen – in etwa alle zwei bis drei Stunden“, fügt er hinzu.
Ob man beim Sonnenschutz fürs Gesicht dann auf die ganz normale Creme für den gesamten Körper setzt, oder ein spezielles Produkt verwende, sei Geschmackssache: „Für die Wirksamkeit des Sonnenschutzes macht es keinen Unterschied“, sagt Krutmann. Allerdings seien die Gesichtsprodukte für die Gesichtshaut meistens etwas angenehmer aufzutragen, weil sie schneller einziehen und häufig wasserbasiert seien. Wichtig sei es, dass man die Creme gerne verwende: „Das beste Produkt hilft nicht, wenn es komisch riecht, klebt oder nicht einzieht und dann nicht verwendet wird.“
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Einen besonderen Hinweis hat der Dermatologe noch, wenn AHA- und BHA-Peelings zur Pflegeroutine gehören
Die Inhaltsstoffe dieser Peelings regen die Zellerneuerung an und machen die Haut nämlich lichtempfindlicher. „Wichtig ist es, dass Sie eine Tagespflege mit Lichtschutzfaktor anwenden. Der muss aber nicht höher sein als sonst“, sagt Krutmann.
Die kosmetischen AHA- und BHA-Peelings, die man in der Drogerie kaufen könne, seien aber in ihrer Konzentration nicht vergleichbar mit denen beim Dermatologen. „Am besten tragen Sie diese Produkte nicht morgens, sondern eher abends auf, damit die Haut Zeit hat, sich zu entspannen“, so der Ratschlag des Experten.
Na dann ist unsere Haut ja gewappnet. Wir halten fest: Täglich ein Produkt mit Lichtschutzfaktor für die Gesichtspflege verwenden, um der Hautalterung vorzubeugen, ist ratsam. Eine richtige Sonnencreme muss es hingegen im Sommer sein und wenn man sich lange draußen in der Sonne aufhält.
Dieser Artikel wurde erstmals im Juli 2022 veröffentlicht.