Finanzierungsrunde in Berlin – eine Milliarde US-Dollar für die WHO

Der „World Health Summit“ in Berlin bringt derzeit Tausende Teilnehmer aus aller Welt zusammen. Es geht um Gesundheit, Forschung, Klima, Politik, Gesellschaft – auch um Geld. Und Bundeskanzler Olaf Scholz sprach sich für mehr internationale Kooperation in der…

Weltgesundheitsorganisation

Finanzierungsrunde in Berlin – eine Milliarde US-Dollar für die WHO

Von Sonja Kastilan

Veröffentlicht am 16.10.2024Lesedauer: 4 Minuten

Deutschland wird die Arbeit der Weltgesundheitsorganisation künftig mit 360 Millionen Euro unterstützen. Das erklärte Kanzler Scholz am Montag in Berlin auf dem World Health Summit. Die WHO teilte mit, dass eine Milliarde Dollar zusammengekommen seien.

Der „World Health Summit“ in Berlin bringt derzeit Tausende Teilnehmer aus aller Welt zusammen. Es geht um Gesundheit, Forschung, Klima, Politik, Gesellschaft – auch um Geld. Und Bundeskanzler Olaf Scholz sprach sich für mehr internationale Kooperation in der Gesundheitsvorsorge aus.

Für die Weltgesundheitsorganisation ist die bisher größte Geberveranstaltung für ihre Finanzierungsrunde ein Erfolg: Am Montagabend wurden Zusagen in Höhe von insgesamt 700 Millionen US-Dollar gemacht. Hinzu kommen 300 Millionen US-Dollar unter anderem von der Europäischen Union sowie der Afrikanischen Union, die bereits im Vorfeld zugesagt wurden. Die nun zugesicherten Mittel belaufen sich damit auf insgesamt eine Milliarde US-Dollar, derzeit rund 917.300.000 Euro.

Die Geberveranstaltung „All for Health, Health for All: Signature Event for the WHO Investment Round“ fand im Rahmen des World Health Summit (WHS) 2024 in Berlin statt – und war hochkarätig besetzt. Neben Tedros Adhanom Ghebreyesus, dem WHO-Generaldirektor, nahmen unter anderem Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sowie Bill Gates als Vorsitzender der Gates Foundation daran teil.

Eröffnet wurde die Veranstaltung von den Gesundheitsministern der drei Co-Gastgeber Deutschland, Norwegen – und Frankreichs Gesundheitsministerin. Beteiligt waren außerdem der Premierminister von Montenegro, Regierungsvertreterinnen oder Vertreter aus Griechenland, den Niederlanden und Finnland sowie CEOs von gemeinnützigen Organisationen, wie Sania Nishtar von der Impfallianz Gavi, und aus der Privatwirtschaft. Per Videobotschaft nahmen unter anderem EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sowie der norwegische Ministerpräsident und seine estnische Amtskollegin teil.

Die Finanzierungsrunde soll der WHO helfen, ihr Mandat „Gesundheit für alle“ zu erfüllen. Mit den jetzt gesammelten Geldern will die WHO in den kommenden vier Jahren 40 Millionen durch Krankheiten verursachte, vermeidbare Todesfälle verhindern, hieß es in einer Mitteilung. Mehr als 1700 Teilnehmer verfolgten die Präsentation des Ergebnisses vor Ort und mehr als 46.500 sahen live online zu.

Bundeskanzler Olaf Scholz hob in seiner Rede am Montag die Bedeutung der WHO hervor: „Was die WHO macht, kommt uns allen zugute.“ Dafür brauche sie „eine nachhaltige Finanzierung, die Planungssicherheit und Flexibilität ermöglicht“. Scholz sprach sich zudem für mehr internationale Kooperation in der Gesundheitsvorsorge aus. Dass diese nötig sei, habe die Corona-Pandemie gezeigt. „Daher setzen wir uns weiterhin für den Abschluss eines internationalen Pandemie-Instruments ein“, erklärte Scholz. Dieses müsse die Pandemie-Prävention verbessern und die Regierungen befähigen, „schneller auf Pandemien zu reagieren und enger mit anderen Staaten zusammenzuarbeiten“.

Es sei gut, dass die Mitgliedstaaten eine schrittweise Erhöhung ihrer veranlagten Beiträge beschlossen hätten, sagte Scholz. Dies werde das nächste Arbeitsprogramm der WHO teilweise abdecken. In letzter Zeit hätten aber nur eine Handvoll Länder große Summen zur Verfügung gestellt, kritisierte der Kanzler. „Es wäre besser, wenn wir die Verantwortung auf viel mehr Schultern verteilen würden. Jeder Beitrag zählt – und sei er noch so klein“, mahnte er. „Und so freue ich mich, Ihnen heute mitteilen zu können, dass Deutschland der WHO für das nächste Allgemeine Arbeitsprogramm insgesamt mindestens 360 Millionen Euro zur Verfügung stellt.“ Davon sind 120 Millionen Pflichtbeiträge, 240 Millionen Euro freiwillige Zahlungen.

Im Rahmen der Präsentation zur Geberrunde betonte Bill Gates, wie wichtig die Finanzierung der globalen Gesundheit ist, um eine gesündere Zukunft für alle zu erreichen: „Globale Herausforderungen erfordern globale Lösungen.“ Man müsse Ressourcen bündeln und sektor- und länderübergreifendes Fachwissen zusammenbringen.

Auf die Bedeutung starker multilateraler Akteure wies wiederum der Mediziner John-Arne Røttingen hin, Vorstandsvorsitzender der gemeinnützigen Stiftung Wellcome Trust: „Die Herausforderungen, vor denen Staaten heute stehen, sind mehr denn je geteilte Herausforderungen, oft nicht nur mit den direkten Nachbarn, sondern über ganze Weltregionen oder die ganze Welt hinweg.“ Die Stiftung fördert vor allem Forschung im Gesundheitsbereich, zu Infektionskrankheiten ebenso wie zu entsprechenden Klimafolgen oder zur Psyche.

„Die Covid-19-Pandemie hat gezeigt: Wenn die Gesundheit in Gefahr ist, ist alles in Gefahr“, sagte Tedros Adhanom Ghebreyesus. „Investitionen in die WHO sind daher nicht nur Investitionen in den Schutz und die Förderung der Gesundheit, sondern auch Investitionen in gerechtere, stabilere und sicherere Gesellschaften und Volkswirtschaften.“ In seiner Rede zur Eröffnung des WHS 2024 am Sonntagabend hatte er an das Leid in Kriegsgebieten erinnert, einen Besuch in Sudan geschildert und bekräftigt: „The best medicine is peace. We cannot talk about health alone. There is no health without peace and there is no peace without health.“ Auf den Punkt gebracht: Frieden sei die beste Medizin.

Beim World Health Summit 2024 unter dem Motto „Building Trust for a Healthier World“ sind mehr als 3500 Teilnehmer und Vertreterinnen aus Wissenschaft, Wirtschaft, Politik, Zivilgesellschaft und internationalen Organisationen aus aller Welt vor Ort in Berlin. Zu den Themen zählten die Herausforderungen durch künstliche Intelligenz und die Verbesserung der Gesundheit von Frauen. Am Dienstag, dem dritten und letzten Tag des Treffens, stehen Themen wie Mpox und die gesundheitlichen Effekte des Klimawandels im Mittelpunkt.

Hinweis: Der Text wurde am 15. Oktober gegen 19.00 Uhr aktualisiert.

mit AP


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