Einem Forschungsteam des College of Veterinary Medicine der University of Florida ist es gelungen, mit einer Künstlichen Intelligenz (KI) Schmerzen bei Ziegen anhand ihrer Gesichter zu identifizieren. Die Forscher sehen eine Anwendbarkeit des Systems auch auf andere Tiere sowie Menschen, die nicht verbal kommunizieren können.
Die Beurteilung, ob ein Tier Schmerz verspürt oder nicht, wird von Tierärzten häufig subjektiv und anhand jahrelanger Erfahrungen beurteilt. Allerdings ist nicht jedem Tier gleich gut anzusehen oder anzuhören, ob es Schmerzen verspürt oder nicht. Die Forscher wollten herausfinden, ob sich eindeutige Merkmale in den Gesichtern von Ziegen finden lassen, die auf Schmerzen hindeuten. Ihre Ergebnisse haben sie in der Studie “Automated acute pain prediction in domestic goats using deep learning-based models on video-recordings” in Scientific Reports veröffentlicht.
Die Wissenschaftler erstellten ein KI-Modell, das mit Videos von Gesichtern von Ziegen trainiert wurde, die sowohl Schmerzen als auch keine Schmerzen hatten. Das Modell wurde mit Videos von insgesamt 40 Ziegen trainiert. Die Forscher testeten das System danach an mehreren Ziegen. Dabei erreichte das System eine Erkennungsleistung von bis zu 80 Prozent bei der Identifizierung von Ziegen mit Schmerzen.
Auch auf andere Tierarten und Menschen anwendbar
Die Forscher gehen davon aus, dass sich ihr KI-System auch auf andere Tierarten anwenden lässt, bei denen nur schwer erkennbar ist, ob sie gerade einen Schmerz empfinden. Das KI-Modell könne bei entsprechendem Training auch auf sie und generell auf alle Patienten angewendet werden, die nicht verbal kommunizieren können – also auch auf bestimmte Menschen.
“Wenn wir das Problem bei Tieren lösen, können wir auch das Problem bei Kindern und anderen nicht-verbalen Patienten lösen”, sagte Ludovica Chiavaccini, Professorin für Anästhesiologie am College of Veterinary Medicine der University of Florida.
Die Forscher entwickelten auf Grundlage der Forschungsergebnisse zudem eine Schmerzskala für Ziegen. Eine solche gab es bisher nicht. Allerdings lässt sich die ermittelte Skala derzeit nicht verallgemeinern, da die zugrunde liegenden Daten nur für männliche Ziegen bei der Kastration erhoben wurden.
(olb)