Therapie: Lass uns abhauen

Die Kunstfigur unserer Kolumnistin denkt nach über Selbstliebe. Bei der Wellness diskutiert sie mit Bushidos Frau Anna-Maria über sinnvolle feministische Projekte.


Z+ (abopflichtiger Inhalt);

Mein Leben als Frau / Therapie:
Antonia Baum


Lass uns abhauen

Eine Geschichte über Bushidos Frau, die RAF und eine Party


Aus der
ZEIT
Nr. 12/2024



Aktualisiert am 13. März 2024, 19:59 Uhr

Veröffentlicht am

Erschienen in
DIE ZEIT Nr. 12/2024

Der feministische Kampftag war ein Feiertag gewesen, und die Praxis meines Therapeuten Wolfgang G. hatte zugehabt. Mein Millennial-Arschgeigen-Mann mochte Wolfgang G. nicht, er hielt ihn für einen Loser, weil Wolfgang G. Fahrradhosen trug. Mein Mann freute sich deswegen über jede Therapiestunde, die ausfiel. Zur Feier des Tages schenkte er mir einen schweineteuren Gutschein für eine brandneue, exklusive Wellnessoase in Kreuzberg. Dort sollte ich mich verwöhnen lassen und von der Hausarbeit, der Erwerbsarbeit, der Familie und von meinem Burn-out erholen. Das war natürlich ein ironisches Geschenk, aber es war auch ein kleines bisschen ernst (ernst war, dass mein Mann zu jenen 34 Prozent von Millennials gehörte, die fanden, dass ein Mann, der zu Hause blieb, kein richtiger Mann war. Aber da wir links und aufgeklärt waren, mussten wir die ganze Zeit so tun, als stimmte das überhaupt nicht). “Mach dir keine Sorgen”, sagte mein Mann also augenzwinkernd, “ich schmeiße heute den Laden.”

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